von Robert Klatt •
Google zeigt in einer neuen Studie das enorme Ausmaß des Online-Werbetrugs. Die Betrüger haben täglich etwa 3,5 Millionen US-Dollar verdient.
In den letzten Monaten ist es immer wieder zu großen Fällen von gut organisierten Werbebetrug gekommen. Google hat in Zusammenarbeit mit anderen Werbedienstleistern und Verlagen eine Studie angefertigt, um den wahren Umfang der gefälschten Werbeaufrufe und die Einnahmen der Kriminellen offenzulegen. Zu den Beteiligten Firmen gehören unteranderem die New York Times, die Washington Post und der Business Insider.
Das Ergebnis der Studie ist auch für Branchenkenner ernüchternd. Mehrere Milliarden Werbeaufrufe werden täglich von 26 untersuchten Domains gebucht, dann aber auf anderen Internetseiten ausgeliefert. Die Betrüger konnten somit dreimal so viel Werbung ausliefern, wie die an der Studie beteiligten großen Webportale zusammen. Die geschätzten Einnahmen der Betrüger lag bei täglich rund 3,5 Millionen US-Dollar, die eigentlich an ehrliche Internetseiten hätten ausbezahlt werden sollen. Der jährliche Schaden für die Werbewirtschaft liegt bei mindestens 1,27 Milliarden US-Dollar, die Dunkelziffer ist aber vermutlich noch wesentlich größer.
Besonders stark haben es Betrüger auf den Markt für Videoanzeigen abgesehen. Die Studienautoren fanden auf den untersuchten Werbemarktplätzen Angebote, die die Anzahl der Werbeaufrufe die die Domains tatsächlich umsetzen könnten um bis zu 57-mal übertrafen. Google geht davon aus, dass im Durchschnitt jeden Tag falsche Buchungen für Werbevideos im Umfang von 700 Millionen Aufrufen gefunden werden.
Pragmatic Advertising das in der gesamten Online-Werbebranche einen immer größeren Stellenwert einnimmt ist einer der Gründe, die den Werbebetrug erst möglich machen. Werbeanzeigen werden beim programmatische Advertising in Echtzeit auf verschiedenen Marktplätzen gehandelt. Betrügerisch angebotene Werbebanner oder Videoanzeigen werden dann oft auf extra dafür erstellen Webseiten angezeigt die kaum echte Besucher, sondern hauptsächlich Traffic aus Botnetzen haben. Die getäuschten Werbekunden haben durch technisch raffinierte Manipulationen den Eindruck, dass ihre Werbung auf seriösen Webseiten mit echten Besuchern wie der Financial Times angezeigt werden.
Im Verlauf der Studie konnten auf 24 Online-Marktplätzen insgesamt 994 verschiedene Konten identifiziert werden, die für die Betrugsmasche eingesetzt wurden. Die Studie hat als direkte Folge zu höheren Preisen für Onlinewerbung geführt. Die Deaktivierung der zahlreichen Betrugs-Accounts hat das Marktvolumen deutlich sinken lassen. Die nun vorhandene überwiegend echten Werbeausspielungen sind aufgrund der gesunkenen Angebote bei gleicher Nachfrage im Preis gestiegen.
Google sieht die Industrie-Initiative Ads.txt als eine mögliche Problemlösung. Eine standardisierte Textdatei, die der Robots.txt ähnelt, zeigt an mit welche Werbemarktplätzen eine Webseite wirklich zusammenarbeitet. Werbeanbieter wie AppNexus und Google haben die Ads.txt bereits in ihre Plattform implementiert. Betrüger haben es so wesentlich schwerer dabei, Werbeanzeigen über andere Webseiten auszuliefern.