von Robert Klatt •
Google hat die Anzeige von URLs in Chrome massiv verändert. Schon bald könnte der Browser komplett auf deren Anzeige verzichten.
Google hat im Zuge des Updates auf Version 69 des Chrome-Browsers umfassende Änderungen an der Darstellung der URLs in der Adressleiste durchgeführt. Laut der Ansicht einiger Entwickler sind URLS für Nutzer ohne umfassende Kenntnisse zu kompliziert. Daraus ergeben sich laut Google Missbrauchsmöglichkeiten, die von Betrügern unteranderem zum Phishing ausgenutzt werden können. Schrittweise soll die Nutzung von URLs daher in Chrome immer weiter eingeschränkt werden. Die aktuelle Änderung sorgte besonders unter erfahrenen Nutzern jedoch bereits für großes Unverständnis und starke Kritik.
Subdomains werden nicht mehr angezeigt
Bisher werden die besuchten URLs zwar noch angezeigt, die Subdomains wie m. oder www. werden jedoch versteckt und nur dann eingeblendet, wenn der Nutzer die Adresszeile aktiv anklickt. Laut Google handelt es sich bei Subdomains um "triviale" Teile der URL, die nicht angezeigt werden müssen. Der inzwischen eingereichte Bugreport zu den nicht angezeigten Subdomains wurde von den Entwicklern beantwortet. Es handelt sich laut ihnen nicht um einen Fehler, sondern ein gewünschtes Verhalten.
Einige Beispiele die im Bugreport aufgeführt werden, zeigen jedoch deutlich, dass auch die Subdomain ein wichtiger Teil der URL ist. Derzeit stellt Chrome sowohl die URL ttp://www.pool.ntp.org als auch die URL http://pool.ntp.org in der Adresszeile lediglich als http:// ntp.org dar. Beide URLs verweisen jedoch auf komplett andere Seiten.
Google hat als Reaktion auf die zahlreichen Meldungen und Beispiele den Bugreport inzwischen geschlossen. Nutzer des Chrome-Browsers sind somit davon ausgeschlossen weitere Kommentare zu verfassen. Ein Teil der als "Spam" angesehen Einträge wurde außerdem aus dem Bugreport entfernt. Inzwischen hat sich die Diskussion daher auf andere Seiten wie beispielsweise Hackernews verlagert.
URLs für normale Anwender zu komplex
Die verantwortlichen Entscheider bei Google haben gegenüber dem Magazin Wired ihre Zukunftspläne für den Chrome-Browser und die Darstellung der URLs detailliert erklärt.
Chrome Engineering Manager Adrienne Porter Felt
"Menschen haben es sehr schwer, URLs zu verstehen. Sie sind schwer zu lesen, es ist schwer zu wissen, welcher Teil von ihnen vertrauenswürdig sein soll, und im Allgemeinen glaube ich nicht, dass URLs eine gute Möglichkeit darstellen, die Identität einer Website zu vermitteln."
Felt bezieht sich damit beispielsweise auf die Nutzung von Unicode. Wie Ars Technica berichtet wurde die URL https://www.xn--80ak6aa92e.com/ beispielsweise von Chrome als https://www.apple.com angezeigt. Dieses und ähnliche Beispiele wurden oft von Betrügern in der Vergangenheit genutzt, um über Phishing an Nutzerdaten zu gelangen.
Wie es genau mit den URLs in Chrome weitergehen wird, ist auch innerhalb des Entwicklerteams laut Wired noch ungeklärt. Möglicherweise möchte Google durch die Abschaffung der URLs versuchen noch mehr Traffic für ihre Suchmaschine zu gewinnen, was wiederum zu höheren Umsätzen durch angezeigte Werbung führen würde.