von Robert Klatt •
Ist der Käfig der nächste Schritt des Unternehmens, das seit langem für schlechte Arbeitsbedingungen in der Kritik steht?
Amazon hat einen Menschenkäfig für Angestellte patentiert. Details über das eingereichte Patent zeigt ein Dokument des Markenamts der USA. Der kompakte Käfig aus Drahtgeflecht bietet grade genug Platz für einen stehenden Erwachsenen. Der Käfig kann selbstständig über Rollen an der Unterseite durch Lager fahren und die eingesperrten Arbeiter können mit einem mechanischen Greifarm auf Gegenstände außerhalb des Käfigs zugreifen. Außerdem kann der Angestellte über eine Kontrolleinheit im Käfig die Route des Käfigs kontrollieren.
Inzwischen hat Amazon sich offiziell von dem bereits 2016 eingereichtem Patent distanziert, nachdem in den vergangenen Wochen scharfe Kritik aufgrund des Patents aufgekommen ist. Negative Berichte gab es unteranderem von CBS und dem Business Insider. Kritik kam aber auch aus der Wissenschaft zum Beispiel von Kate Crawford (New York University) und Vladan Joler (Universität Novi Sad), die die Entfremdung der Arbeit kritisieren und eine "dystopische Zukunft" sehen.
Laut Amazon sollte der Menschenkäfig lediglich dazu dienen Angestellte in den "protected areas" vor gefährlichen Situationen zu schützen. Dies sind Bereiche in denen sonst ausschließlich Maschinen arbeiten und wo das Betreten aufgrund der hohen Verletzungsgefahr durch Menschen sonst verboten ist.
Als Reaktion erklärte Dave Clark, Manager bei Amazon über Twitter, dass "manchmal sogar schlechte Ideen patentiert werden". Laut ihm wurde das Patent nie genutzt und soll auch in Zukunft nicht eingesetzt werden. Amazon setzt laut ihm statt des Käfigs inzwischen eine Weste ein, die verhindern soll, dass Mitarbeiter in gefährlichen Bereichen von Maschinen verletzt werden.
Sometimes even bad ideas get submitted for patents. This was never used and we have no plans for usage. We developed a far better solution which is a small vest associates can wear that cause all robotic drive units in their proximity to stop moving.
— Dave Clark (@davehclark) September 8, 2018
Auch die Amazon Sprecherin Lindsay Campbell erklärte gegenüber der Seattle Times, dass der Menschenkäfig nicht eingesetzt wird und auch in der Zukunft nicht verwendet werden soll.
Der Welle der negativen Berichte im Falle des Amazon Menschenkäfigs erfolgt nicht nur aufgrund des Patents, sondern weil der Konzern trotz anhaltender Rekordzahlen seit Jahren wegen schlechter Arbeitsbedingungen in Kritik steht. Streiks aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und des geringen Gehalts bei Angestellten und Zeitarbeitern sind bei Amazon keine Seltenheit.
Außerdem überwacht Amazon die Aktivität ihrer Lagerarbeiter und Packer mit einem Scanner auf Schritt und Tritt. In den USA sollen Lagerarbeiten des Konzerns auf Foodstamps der Regierung angewiesen seien, obwohl sie in Vollzeit für das Unternehmen tätig sind.