von Robert Klatt •
In der Schweiz wird derzeit eine Technologie erprobt, die elektronische Wahlen mit der Blockchain-Technologie sicher und offen machen soll.
Die relativ kleine Stadt Zug in der Schweiz gilt seit einigen Jahren als Vorreiter im Bereich der Kryptowährungen und dem Einsatz der Blockchain-Technologie. Seit etwa zwei Jahren akzeptiert die Verwaltung der Stadt für einige Leistungen Bitcoin als Zahlungsmittel. Am Ende des vergangenen Jahres wurde als nächster Schritt der Digitalisierungsstrategie eine Blockchain-basierte digitale Identität (E-ID) eingeführt, die bisher 240 der 30.000 Bürger der Stadt beantragt haben.
Der Plan der Verwaltung ist dabei "offenes Ökosystem" aufzubauen, das als Basis zur Identifizierung die E-ID verwendet. Laut Stadtpräsident Müller soll die E-ID "Anwendungen im täglichen Leben" unterstützen, darunter das mieten von städtischen Fahrrädern, das Ausleihen von Büchern ohne Bibliotheksausweis und ein digitalisiertes Park-Management. Neben diesen Funktionen denkt die Verwaltung auch über weitere Funktionen nach, die mit der E-ID realisiert werden sollen.
Der e-Vote wurde nun erstmals von Stadtpräsident Dolfi Müller (SP) genutzt. Bei der Wahl handelte es sich um einen Konsultativabstimmung, bei der es um Fragen ohne tatsächliche politische Tragweite, die rechtlich nicht bindend ist und der Stadtverwaltung nur als Hinweisgeber der Bevölkerung dient. Der erste Test des e-Vote wird in den nächsten zwei Monaten nun ausgewertet. Das Ergebnis soll Mitte August während der Schweizer Sommerferien verkündet werden.
Neben Zug wird aktuell auch ein E-Votingsysteme in zwei anderen Kantonen der Schweiz erprobt, die im Gegensatz zum Blockchain-System in Zug jedoch zentral über einen Server ablaufen. Die Infrastruktur des e-Vote-Systems aus Zug läuft verteilt über zwei Server in der Schweiz und einen Server in Irland. Die App wird auf dem Smartphone der Nutzer ausgeführt.
Als technische Basis dient eine "Hyperledger Fabric". Das "Private Permission Blockchain-System" wird von der Linux Foundation bereitgestellt. Die Entwicklung wurde von Alexander Denzler und dem Unternehmen Luxoft durchgeführt. Denzler ist hautberuflich Dozent am Departement Informatik der Hochschule Luzern. Durch die verteilte Infrastruktur und die modulare Software soll das E-Voting-System im Vergleich zu herkömmlichen Server-Infrastrukturen kaum manipulierbar sein.
Der e-Vote ist als Modul in die Anwendungen uPort integriert worden, die von Consensys auf Basis der Ethereum-Blockchain entwickelt wurde. Laut Luxoft sicherte eine "innovative Verschlüsselungstechnik" die Abstimmungsplattform zusätzlich ab. Sie anonymisiert die Stimmen und ermöglicht trotzdem eine sichere Prüfung der Ergebnisse. Der Quellcode ist derzeit noch nicht öffentlich, soll es aber in Zukunft werden. Dies soll auch Skeptiker von der Fairness der Technologie überzeugen. Die Testabstimmung dient also vor allen dazu, die Technologie und die Sicherheitsaspekte einer digitalen Wahl zu prüfen, bevor wichtige politische Entscheidung so getroffen werden.