von Robert Klatt •
Wie errechnet die Schufa eigentlich ihre Score-Werte? Das OpenSCHUFA Projekt bitte um Spenden und Daten um dies herauszufinden.
Eine Kooperation der NGOs Algorithm Watch und Open Knowledge Foundation will herausfinden, wie sich welche Kriterien auf das Kreditrating der Schufa auswirken. Die von ihnen gestartete Initiative bitten nun um Spenden und die Einsendung von Schufa-Auskünften. Die Analyse dieser Daten soll dann dazu genutzt werden den Schufa- Algorithmus zu rekonstruieren.
Die Abkürzung Schufa steht für Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Es handelt sich dabei um ein privates Unternehmen, dass zahlreiche Dateien über alle Verbraucher sammelt, aus denen dann ein Score-Wert errechnet wird, der die Kreditwürdigkeit wiedergeben soll. Andere Unternehmen rufen diesen Wert ab und entscheiden anhand dessen, ob sie Kredite, Telefonverträge oder Bestellungen auf Rechnung eingehen wollen. Schlechte Bewertungen der Schufa führen häufig dazu, dass Verbraucher an diesen alltäglichen Geschäften nicht mehr teilnehmen können, da ihnen beispielsweise ein Mobilfunkvertrag verwehrt bleibt. Laut eigenen Angaben gibt die Schufa bei Anfragen der Immobilienwirtschaft, also zum Beispiel vor dem Abschluss eines Mietvertrags, keinen Score-Wert weiter. Besonders in Ballungsgebieten verlangt ein großer Teil der Vermieter jedoch neben der Auskunft auch noch den genauen Score-Wert direkt vom eventuellen Mieter.
Neben der Schufa gibt es in Deutschland noch andere Unternehmen, die eine ähnliche Dienstleistung anbieten. Der bekannteste Konkurrent ist Arvato Infoscore, ein Unternehmen das zum Bertelsmann-Konzern gehört.
800 Millionen Daten
Laut Unternehmensinformationen umfasst die Schufa-Datenbank aktuell 800 Millionen Einzeldaten, die zu 67,2 Millionen Personen und 5,3 Millionen Unternehmen gehören. Wie genau aus diesen Daten der eigentliche Score-Wert ermittelt wird, ist jedoch für die Allgemeinheit unbekannt. Das Unternehmen weigert sich seit längerem den dafür verantwortlichen Algorithmus zu veröffentlichen und verweist darauf, dass es dabei um ein Geschäftsgeheimnis handelt. Das Unternehmen steht aufgrund der Intransparenz mit der dieser für das alltägliche Leben wichtige Wert ermittelt wird seit längerem in der Kritik.
OpenSCHUFA-Initiative
Wenn es nach der OpenSCHUFA-Initiative geht, wird sich dies jedoch bald ändern. Das Finanzierungsziel für die Entwicklung der App liegt bei „nur“ 30.000 Euro und auch für die detaillierte Analyse der gesammelten Daten sollen „nur“ 50.000 Euro nötig sein. Im ersten Schritt soll eine App entwickelt werden mit der Personen freiwillig ihre eigenen Auskunftsbescheide zur Verfügung stellen können. Dies soll komfortabel per OCR funktionieren.
Lorenz Matzat von Algorithm Watch erklärte gegenüber golem.de, dass dazu nicht alle Daten aus der Selbstauskunft benötigt werden: "Uns geht es um den Scan der sogenannten Haupttabelle, in der Scores für verschiedene Bereiche angegeben sind. Wer seine Daten spenden will, kann zusätzlich freiwillig weitere demografische Angaben zu Alter, Geschlecht oder Wohnort machen."
Matzat geht jedoch auch auf eventuelle Probleme ein, da die Qualität der ausgewerteten Daten nur dann hoch ist, wenn auch per Deutschland repräsentative Personen ihre Bescheide einreichen: "Uns ist bewusst, dass wir mit der Kampagne selbst nicht unbedingt die Menschen erreichen, die Probleme mit ihrem Schufa-Score haben. Deshalb wollen wir nach erfolgreicher Finanzierung gezielt auch an Sozialverbände und andere Initiativen herantreten."
Selbst die Schufa bestätigt, dass das Unternehmen nicht in jedem Fall über eine optimale Datenbasis verfügt. Der Wohnort wird laut dem Unternehmen jedoch nicht generell in die Score einbezogen, sondern nur in Ausnahmefällen hinzugezogen, wenn ansonsten nicht genügend Daten vorliegen.
Kritik der Schufa
Die Schufa äußerte sich kritisch gegenüber der Initiative, da sie "klar gegen die übergeordneten Interessen von Wirtschaft, Gesellschaft und den Wirtschaftsstandort Deutschland gerichtet sei und eine Offenlegung der Scoreformel gegenüber der Allgemeinheit" in die Irre führen würde. Das Unternehmen befürchtet, dass eine Offenlegung des Algorithmus dazu führen wird, dass Personen oder Unternehmen gezielt ihre Score manipulieren, um so kreditwürdiger zu erscheinen. Außerdem merkte die Schufa an, dass Algorithm Watch durch einen Konkurrenten finanziert wird. Das Scoring-Unternehmen Arvato Infoscore gehört zu Bertelsmann, die mit der Bertelsmann Stiftung auch Algorithm Watch finanziell unterstützen. Die OpenSCHUFA-Initiative soll jedoch rein aus Spendengelder finanziert werden, um Unabhängigkeit zu garantieren. Des Weiteren warnt die Schufa davor, den eigene Auskunftsbogen zu veröffentlichen, da er sensible private Informationen beinhaltet.