von Robert Klatt •
Die VPN-App leitet den gesamten Datenverkehr der Nutzer über die Facebook-Server um. Das Unternehmen kann so analysieren wie Nutzer ihre Smartphones nutzen.
Die von Datenschützern bereits seit langer Zeit kritisierte VPN-App Onavo-Protect, die von Facebook betrieben wird, wurde durch Apple aus dem iOS App Store gelöscht. Offiziell hat Facebook die App als Sicherheitswerkzeug beworben mit dem iPhones und iPads in öffentlichen WLANs geschützt werden konnten. Die Umleitung des Traffics über einen VPN-Tunnel verhindert zwar, dass unbefugte Dritte den Datenverkehr mitschneiden können, dafür wird jedoch der gesamte Datenverkehr über die Facebook-Server umgeleitet. Die Nutzungsbedienungen der VPN-App sehen vor, dass Facebook den umgeleiteten Traffic zu eigenen Zwecken analysieren darf. Das Unternehmen hat diese Möglichkeit genutzt, um die Display-Aktivität, den Datenverbrauch und anderen Nutzungsdaten zu erheben.
Facebook hat die vorher eigenständige App Onavo im Jahr 2013 übernommen. Anfang 2018 wurde die umstrittene Datenkrake auch in der App des sozialen Netzwerks direkt beworben. Aufgrund der negativen Berichte über die App, kam es schließlich zu einem Treffen zwischen Facebook und Apple, bei dem Facebook dazu gedrängt werden sollte die Analyse des Datenverkehrs zu unterlassen.
Nun hat laut einem Bericht des Wall Street Journal Facebook auf den anhaltenden Druck von Apple und die schlechte Presse reagiert und die App komplett eingestellt. Die Richtlinien des Apple App Store sehen vor, dass Apps keine Nutzungsdaten sammeln und an die Entwickler schicken dürfen, außer wenn diese für die eigentliche Funktion der App nötig sind. Facebook hat zwar beteuert, dass die Daten die über die Analyse des Traffics erhoben wurden nicht für Facebook-Produkte genutzt werden, die Auswertung geht aber trotzdem weit über das was in den Richtlinien des App Stores erlaubt ist hinaus. Facebook kann so beispielsweise Statistiken darüber erstellen, welche anderen Apps beliebt sind und wann und wie diese genutzt werden. Indirekt können die so erhoben Daten über die Konkurrenz also auch zur Weiterentwicklung des eigenen Produkts genutzt werden.
Der iPhone-Konzern verweist in einer Stellungnahme auf die kürzlich geänderten Entwicklerrichtlinien.
"Mit der letzten Aktualisierung unserer Richtlinien haben wir ausdrücklich klargestellt, dass Apps keine Informationen zu Analyse- oder Werbezwecken darüber sammeln dürfen, welche anderen Apps auf dem Gerät eines Nutzers installiert sind und dass sie deutlich machen müssen, welche Nutzerdaten gesammelt und wie diese verwendet werden."
Laut internen Quellen auf die sich das Wall Street Journal beruft, soll die umstrittene App weiterhin für Android-Smartphones angeboten werden.
Seit dem Bekanntwerden des Datenskandals um Cambridge Analytica und Facebook ist Apple in mehreren Punkten gegen die enorme Daten-Sammelwut des sozialen Netzwerks vorgegangen. Unter anderem wird in Apples Safari-Browser das Datensammeln über "Like"- und "Teilen"-Buttons eingeschränkt.