Microsoft plant zwei Rechenzentren in Deutschland (100 Millionen Euro)

Laut einem Artikel des Handelsblatts, der sich auf Unternehmenskreise und Branchenvertreter beruft, soll Microsoft aktuell den Bau zweier neuer Rechenzentren in Deutschland planen. Das Gesamtvolumen beider Rechenzentren soll dabei über 100 Millionen Euro betragen.

Microsoft kooperiert derzeit in Deutschland mit der Telekom, die als Datentreuhändler für den US-Konzern agiert. Im aktuell Modell hat Microsoft zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf die in der Cloud gespeicherten Daten der Kunden. Die Infrastruktur der sogenannten Deutschland-Cloud ist daher besonders bei Unternehmen und Organisationen die ein hohes Datenschutzniveau erfordern beliebt. Durch die neuen eigenen Rechenzentren könnte auch Microsoft selbst eine Cloud-Infrastruktur anbieten, bei denen die Daten zu jedem Zeitpunkt nur in Deutschland gespeichert werden.

Der derzeitige Deutschland Cloud-Service in Verbindung mit der Telekom ist im Vergleich zur Cloud die direkt von Microsoft kommt funktional abgespeckt. Außerdem ist teurer und der Zugriff ist nur aus Deutschland möglich. Das weltweite Angebot von Microsoft ist aktuell ebenfalls in Europa präsent. Microsoft unterhält dafür Rechenzentren in Amsterdam und Dublin. Außerdem macht es die Deutschland Cloud für international agierende Unternehmen schwieriger und somit teurer, Daten zwischen Rechenzentren in verschiedenen Ländern zu transferieren.

Im Mittel kosten die Dienstleistungen der Deutschland-Cloud rund 25 Prozent mehr. Office 365 das direkt über Microsoft bezogen wird kostet 8,80 Euro je Nutzer, in der Deutschland-Cloud sind es 11 Euro.

Beschränkungen und Preise sorgen für schwache Nachfrage

Das anfängliche Interesse an der Deutschland-Cloud war groß. Aufgrund der Beschränkungen und der hohen Preise hielt sich die Nachfrage jedoch in Grenzen. Microsoft erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass weiterhin beide Alternativen im Angebot bleiben sollen. Der Konzern betonte auch, dass die Datenschutzbedenken der potentiellen Kunden inzwischen deutlich gesunken sind, was wiederum die Nachfrage nach der Deutschland-Cloud geringer werden lässt.

Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland erklärte, dass “sie mit der Deutschland-Cloud ermöglichen, dass auch jenen Unternehmen Zugang zu ihren cloudbasierten Produktivitätswerkzeugen erhalten, die aufgrund strenger Datenschutz- und Compliance-Anforderungen nur Cloud-Dienste aus deutschen Rechenzentren beziehen können.” Die Zielgruppe setzt sich daher vor allen aus Behörden, Vereinen, Verbänden und anderen Organisationen die in Deutschland verwurzelt sind zusammen.

Sowohl das Handelsblatt als auch die Wirtschaftswoche berichten von anhaltender schwacher Nachfrage. Es ist daher fraglich ob die Deutschland-Cloud für Microsoft kein Verlustgeschäft ist und bleiben wird. Laut Microsoft ist die Nachfrage nach den regulären Angeboten ungleich höher, weshalb der Konzern nun auch die beiden neuen Rechenzentren in Deutschland erreichten möchte. Der Vorteil dabei ist, dass die Daten wie gesetzlich gefordert nur in Deutschland gespeichert werden, ohne dass Nutzer die Einschränkungen der aktuellen Deutschland-Cloud in Kauf nehmen müssen. Nutzer können also das „normale“ Azure nutzen und sind mehr auf den Zwischenschritt über den Datentreuhänder angewiesen.