von Robert Klatt •
In Zukunft sollen Streaming-Dienste innerhalb der EU mindestens 30 Prozent Inhalte zeigen, die innerhalb der EU produziert worden sind.
Laut einem Bericht des US-Magazins Variety der sich auf Roberto Viola, den zuständige EU-Generaldirektor für Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien bezieht, könnte schon bald eine neue Richtlinie In Kraft treten, die die Inhalte von Netflix, Amazon und Co. beeinflussen wird. Aktuell arbeiten die zuständigen EU-Politiker bereits an der Ausarbeitung der Richtlinie, die ab Dezember 2018 vorschreiben könnte, dass 30 Prozent aller Serien und Filme der großen Streaming-Dienste europäische Produktionen seien müssen.
Viola erklärte, dass "zwar noch eine finale Abstimmung erfolgen muss", diese ist laut ihm aber nur noch eine reine Formalität. Nachdem die Richtlinie im Dezember aller Wahrscheinlichkeit nach in Kraft treten wird, haben die Mitgliedstaaten 20 Monate Zeit diese umzusetzen. Große Änderungen sind laut Viola für Netflix allerdings nicht zu erwarten, da der größte Streaming-Anbieter die geforderte EU-Quote bereits fast erfüllt. Die 30 Prozent die von der EU vorgegeben werden, sind allerdings nur als Minimum angesetzt. Nationale Parlamente können auch höhere Quoten fordern. Außerdem können sie auch festlegen, dass ein bestimmter Anteil der Gesamtquote innerhalb des eigenen Landes produziert werden muss.
Laut Viola soll die neue Richtlinie Streaming-Anbieter dazu zwingen mehr Geld in Film- und Serienproduktionen zu investieren, die innerhalb der EU produziert werden. Neben Eigenproduktionen erlaubt es die Richtlinie auch innerhalb der EU hergestellte Fremdproduktionen zu kaufen. Sollten die Streaming-Anbieter die Quote nicht erfüllen, sieht die Richtlinie Strafzahlungen vor, die an die Filmindustrie der verschiedenen EU-Mitglieder gehen sollen.
In Deutschland müssen Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon aber auch deutsche Fernsehsender, Kinos und die Videowirtschaft bereits seit längerem eine Abgabe an die deutsche Filmförderungsanstalt (FFA) zahlen. Eine Klage von Netflix vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Sonderabgabe war nicht von Erfolg gekrönt. Die FFA verteilt das gesammelte Geld auf deutsche Filmproduktionen. Indirekt erhält Netflix so einen Teil der Abgaben zurück, da auch die Produktionen des amerikanischen Unternehmens die in Deutschland stattfinden Fördergelder erhalten.
Ganz neu sind Quoten für Filme und Musik innerhalb der EU nicht. Frankreich führte bereits 1994 eine Quote ein, die Radiosendern vorschreibt 60 Prozent der Sendezeit mit europäischen Inhalten zu füllen, von denen mindestens 40 Prozent von Franzosen stammen. Jean-Noël Tronc, Generaldirektor der SACEM sagte dazu:
„Die Radioquote hat die französische Musik gerettet, was sich vor allem wirtschaftlich deutlich bemerkbar macht!“
Ob die "Netflix-Quote" ähnlich positive Effekte haben wird bleibt abzuwarten.