von Robert Klatt •
Die Pico Neo kommt ohne PC oder Smartphone aus und bietet Features, die bisher in dieser Klasse nicht vorhanden waren. Der Preis liegt bei 749 Dollar.
Auf der diesjährigen CES wurden einige neue VR Brillen vorgestellt. Eine der interessantesten Brillen kommt vom chinesischen Hersteller Pico. Die Pico Neo ist vollkommen autark, sie kommt also ohne weitere Hardware aus. Trotzdem bietet die VR Brille vollständiges Positions- und Handcontroller-Tracking. Dies war bisher nur VR-Brillen vorbehalten, die an externe Hardware angeschlossen war.
Auch die Hardware der Pico Neo weiß zu überzeugen. Im weißen Gehäuse sind zwei 3,5 Zoll-LC-Displays verbaut, die jeweils eine Auflösung von 1440 x 1600 Pixel besitzen. Die Rechenleistung kommt von Qualcomm. Der verbaute Snapdragon-835-SoC mit 4 Gigabyte Arbeitsspeicher wird ansonsten in High-End-Smartphones wie dem Samsung Galaxy S8 verbaut. Die Brille verfügt über 64 Gigabyte Flashspeicher für Anwendungen und Spiele, ein SD-Karten-Slot zu Erweiterung ist jedoch auch vorhanden. Im Lieferumfang befinden sich bereits zwei Handcontroller.
Theoretisch wäre es möglich VR-Anwendungen der etablierten großen Systeme (HTC Vive, Oculus Rift, PSVR, Windows MR) auch auf der Pico Neo auszuführen, da alle dafür nötigen Funktionen wie das Positionstracking und die im Raum erfassten Handcontroller vorhanden sind. Aufgrund der geringeren Leistung wird dies in der Praxis jedoch bei einem Teil der Anwendungen nur mit verminderten Grafikdetails möglich sein.
Redakteuren von heise.de die die VR-Brille auf der diesjährigen CES aufprobieren konnten, berichten jedoch noch von einigen Problemen in der Praxis. Die Handcontroller zitterten in den VR-Anwendungen deutlich und oft wurde die Position falsch erkannt. Dies könnte eventuell mit der verwendeten Technik zusammenhängen. Windows MR nutzt dazu Kameras, während die Pico Neo Tracking per Ultraschall realisiert. Die Controller senden dazu Töne, die vom menschlichen Gehör nicht wahrgenommen werden, mit denen die VR Brille die Position erkennen soll. Das Tracking, das vom US-Unternehmen Chirp Microsystems entwickelt wurde, soll bis zum Marktstart Ende Januar laut Pico noch deutlich optimiert werden.
Leider weißt auch das Positionstracking noch Mängel auf. Bei zu schnellen Bewegungen ist eine deutliche Verzögerung in der VR-Umgebung zu spüren. Es gibt jedoch auch positive Aspekte. Das Tracking funktioniert über große Entfernungen und reist im Vergleich zur Konkurrenz kaum ab.
Auch die Bildqualität und die verbauten Linsen sind qualitativ hochwertig. Aufgrund der hohen Auflösung können einzelne Pixel kaum erkannt werden. Die Frequenz liegt laut dem Hersteller bei 90 Hz. Negativ ist, dass aktuell Apps nur aus dem hauseigenen Pico-Appstore bezogen werden können. Die Auswahl und Qualität der Anwendungen ist im Vergleich zu anderen VR Brillen somit eingeschränkt. Der Marktstart erfolgt Ende Januar und der Einführungspreis liegt bei 749 Dollar. Zu Beginn sollen jedoch nur Geschäftskunden die VR Brille erwerben können.