von Robert Klatt •
Die App soll gerichtsfeste Nachweise über die Geschwindigkeit bringen. Eine Studie ergab, dass rund 75 Prozent aller Internetanschlüsse zu langsam sind.
Kürzlich hat die Bundesnetzagentur neben ihrer Geschwindigkeitsmessung im Browser auch eine Desktop-Anwendung veröffentlicht mit der die Geschwindigkeit der gebuchten Internetverbindung überprüft werden kann. Das kostenfreie Programm kann für Windows, MacOS und Linux auf der Webseite www.breitbandmessung.de heruntergeladen werden. Die App soll lediglich als Ergänzung zum Geschwindigkeitsmessung im Browser dienen, die bereits seit Herbst 2015 von der Bundesnetzagentur bereitgestellt wird. Die App wurde vor allen für Personen erstellt die von ihrem Provider nicht die vertraglich vereinbarte Geschwindigkeit erhalten. Sie kann genutzt werden um gerichtsfeste Bandbreitenmessung zu erstellen, die als Nachweis der Minderleistung gegenüber dem Anbieter oder einem Gericht dienen.
Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur erklärte, dass „die Desktop-App die Überprüfung der vertraglich vereinbarten Download-Datenübertragungsraten im Festnetz ermöglicht. Die Messergebnisse sollen Verbrauchern bei der Argumentation gegenüber ihrem TK-Anbieter helfen. Die Desktop-App ist ein ausgewogener Kompromiss zwischen den Interessen der Verbraucher und der TK-Branche. Mit der App ist es möglich, innerhalb kurzer Zeit die erforderlichen Messungen durchzuführen und mit belastbaren Ergebnissen auf ihren Anbieter zuzugehen.”
Aufgrund der großen Anzahl von Beschwerden aufgrund mangelnder Internetgeschwindigkeit hat die Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr Kriterien aufgestellt bei denen die Leistung des Providers als mangelhaft gilt
Es reicht bereits aus, dass eines dieser Kriterien eintrifft, um einen Anschluss als mangelhaft einzustufen. Es müssen zum Nachweis an zwei separaten Tagen mindestens 20 Messungen erfolgen, um nachzuweisen, dass der die Internetverbindung nicht den vertraglich zugesicherten Leistungen entspricht.
Die Bundesnetzagentur möchte mit ihrer App und den so vereinfachten Messungen die Provider dazu anhalten, dass die versprochenen Leistungen eingehalten werden. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte, dass Internetnutzer in der EU im Durchschnitt nur 75 Prozent der vertraglich zugesicherten Geschwindigkeit erhalten. Da im Browser „Nebeneffekte“ die Messung verfälschen können, soll die nun veröffentlichte Desktop-App für genauere Ergebnisse sorgen.
Unter Datenschützern ist die App jedoch umstritten. Besonders der enorme Datenhunger der App wird kritisch gesehen nachdem Netzpolitik.org eine Präsentation des Softwareherstellers Zafaco veröffentlicht hatte. Neben der Geschwindigkeit der Internetverbindung werden noch weitere “wesentliche Aspekte der Endnutzermessumgebung” erfasst. Dies umfasst neben dem LAN-/WLAN-Status auch das Betriebssystem und Informationen zur verbauten Hardware.
In einer Stellungnahme erklärte die Bundesnetzagentur, dass es sich bei der Präsentation nur um einen Entwurf handelt und man “in Abstimmung” mit der Datenschutzbeauftragten klärt, welche Daten zur Messung erfasst werden müssen und dürfen. Auf eine Anfrage an die Behörde welche Daten in der nun veröffentlichten Version der App erhoben werden, gab es bisher keine Reaktion.
Die Geschwindigkeitsmessung erfolgt in Kooperation mit dem Backbone-Betreiber Core, der wiederum dank direkter Anbindung an den deutschen Internetknoten DeCIX verfügt. Kleinere Internetprovider die selbst nicht über diese Verbindung verfügen befürchten jedoch, dass sie aufgrund des fehlenden Peerings zu schlecht bewertet werden.