von Robert Klatt •
In Zukunft soll die Blockchain eine lückenlose Verfolgung von Arzneimitteln erlauben. Es sollen so Millionen Tote durch gefälschte Mittel verhindert werden.
Das Management- und Technologieberatungsunternehmen Accenture und der weltweit agierende Logistikdienstleister DHL haben gemeinsam Einsatzmöglichkeiten und das Potential der Blockchain in der Praxis für die Logistikbranche untersucht. Beide Unternehmen haben die Ergebnisse ihrer Kooperation in einem zusammen erstellen Trendreport veröffentlicht. Der neu entwickelte Prototyp ermöglicht es, Arzneimittellieferungen vom Versandlager bis zum Endverbraucher nachzuverfolgen. Laut den beteiligten Unternehmen sollen so in der Praxis Manipulation und Fehler verhindert werden, die aktuell beim Versand von Medikamenten noch vermehrt auftreten.
Laut einer Untersuchung von Interpol sind gefälschte Arzneimittel weltweit jährlich für rund eine Million Todesfälle verantwortlich. Keith Turner, CIO des Chief Development Office bei DHL Supply Chain erklärte, dass die Gesundheits- und Pharmabranche deshalb besonders von einer manipulationssicheren Sendungsverfolgung per Blockchain profitieren können. Experten schätzen, dass in Schwellen- und Entwicklungsländer bis zu ein Drittel aller Medikamente gefälscht sind. Turner erklärte, dass " unwiderlegbar Blockchain-Einträge“ es ermöglichen Manipulationen zu erkennen und so Menschenleben zu retten.
Der gemeinsam entwickelte Prototyp ermöglicht die lückenlose Nachfolgerung von Arzneimitteln vom Erzeuger bis zum Patienten. Er verfügt dazu über eine Serialisierung mit Netzknoten in sechs verschiedenen Regionen. Die Blockchain sollen allen beteiligten erlauben die Lieferkette zu verfolgen. Dazu gehören neben den Herstellern auch Lagerhäuser, Großhändler, niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken. Eine Simulation zeigte, dass die Performance der Blockchain auch für die enorme Anzahl an Sendungen die in der Praxis anfallen ausreicht. Die Simulation konnte über sieben Milliarden Seriennummern und rund 1.500 Sendungen pro Sekunde verarbeiten.
Auch Andreas Baier äußerte sich nach dem erfolgreichen Prototyp positiv. Baier ist bei Accenture für die Reise- und Transportbranche zuständig und außerdem Kunden-Teamleiter für DHL. Er erklärte, dass ihre Lösung aufgrund der Nutzung „eines gemeinsamen, unauslöschlichen und sicheren Transaktionsregisters die Branche für die gesamte Lieferkette von der Herstellung bis zum Patienten viel höhere Sicherheitsstandards erzielen kann - und das zu deutlich günstigeren Kosten."
Bevor die vielversprechende Technologie auch in der Praxis Einzug halten wird sind aber noch weitere Entwicklungsschritte nötig. Außerdem müssen alle Organisationen, Unternehmen und Personen die an der Lieferkette beteiligt sind Änderungen an ihren Systemen vornehmen und die lückenlose Sendungsverfolgung zu ermöglichen. Die Unternehmen erklärten, dass ihr Prototyp in der Praxis nur dann erfolgreich eingesetzt werden kann, wenn alle Parteien gemeinsam arbeiten und ihre veralteten Prozesse umbauen.
Auch die weltweit größte Containerschiff-Reederei Maersk arbeitet in Kooperation mit IBM an einer Blockchain für die Logistikbranche. Sie haben das Ziel den globalen Seehandel eine digitale Plattform zur Verfügung zu stellen, die aufgrund des offenen Standards auch von anderen Unternehmen genutzt werden kann. Die Ziele ähneln dabei dem DHL Projekt. Auch Maersk möchte eine lückenlöse Verfolgung ihrer Container ermöglichen. Zusätzlich soll eine Möglichkeit geschaffen werden Dokumente zwischen Partnern und Behörden wie dem Zoll papierlos zu übermitteln, zu validieren und zu genehmigen.