von Robert Klatt •
Amazon hat eine neue Gesichtserkennungssoftware veröffentlicht, die in Echtzeit sowohl Fotos als auch Live-Videos auswerten kann. Laut Amazon kann die Software selbst bei großen Menschenansammlungen hunderte Einzelpersonen gezielt erkennen und verfolgen können. In der amerikanischen Stadt Orlando wird die Software bereits eingesetzt. Zahlreiche Kameras übermitteln live Daten an Amazon, die dann durch die Amazon-Cloud ausgewertet werden. &feature=youtu.be&t=30m38s" target="_blank">Ranju Das der bei Amazon den Bereich Rekognition leitet erklärte, dass "Orlando eine Smart City ist, in der es überall Kameras gibt."
Amazon bewirbt Rekognition gezielt für die staatliche Überwachung, wo es durch „verbreitete Anwendung“ in vielen Bereichen genutzt werden soll. Dank des eingesetzten Algorithmus der mit maschinellen Lernen ständig besser wird, soll auch die Erkennungsrate in der Zukunft noch weiter zunehmen. Es geht bei Rekognition nicht nur um das Auffinden von Kriminellen, sondern auch um andere Unschuldige Personen. Laut Amazon werden die gewonnenen Daten ständig mit der Bildersammlung der Stadt abgeglichen. Es können so alle Personen die von öffentlichen Interesse sind verfolgt werden, wie zum Beispiel der Bürgermeister.
Der Einsatz der Amazon Überwachungslösung wird vor allen aufgrund des Einsatzes der Polizeibehörde im Bundesstaat Oregon von der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU (American Civil Liberties Union) kritisiert. Der Sheriff des dortigen County Washington hat Amazon 300.000 Fotos festgenommener Personen übermittelt, die nun vom System verarbeitet und mit den Live-Daten abgeglichen werden. Polizeibeamte können so auf den ersten Blick erkennen, ob eine Person vor der Kamera in der Vergangenheit schon einmal festgenommen worden war. Um das System weiterauszubauen, können Polizeibeamte ohne weitere Kontrolle per Smartphone eigene Fotos hinzufügen.
Seit Dienstag sammelt die ACLU Unterschriften gegen den Einsatz der Überwachungslösung, um Amazon so zu zeigen, dass US-Bürger es nicht schätzen, wenn einer der größten Konzern durch ihre Entwicklung den Überwachungsstaat dabei hilft unbescholtene Personen auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Die ACLU sieht Rekognition als zu gefährlich und mächtig an, da Behörden durch ihren Einsatz Bürgerrechte und Freiheitsrechte jederzeit einschränken könnten. Amazon äußerte sich gegenüber den Kampagne. Der Konzern ist der Meinung, dass neue Technologie nicht deshalb verboten werden darf, weil es Missbrauchspotential gibt.
Genauer Einsatz geheim
Wozu die Behörden die Überwachungstechnologie genau nutzen wird geheim gehalten. Auf Nachfragen wird mit der Schweigeverpflichtung gegenüber Amazon argumentiert, die bei der Anschaffung eingegangen wurde. Amazon selbst wollte ursprünglich noch einen Schritt weitergehen und auch die Bilder der Körperkameras der Polizei einzubinden. Dies ist aufgrund von Bedenken der ACLU allerdings wieder verworfen worden.
Neben staatlichen Kunden möchte Amazon Rekognition auch an Privatkunden vertreiben. Derzeit gehört beispielsweise Motorola Solutions, ein Anbieter von Körperkameras zu den ersten öffentlich bekannten Kunden. Laut einem Bericht des Magazins The Verge wurde das System außerdem von einem TV-Sender genutzt um Gäste einer live übertragenen Hochzeitsfeier zu identifizieren. Amazon möchte außerdem das System an Firmen verkaufen, die damit ihre Arbeitnehmer in Echtzeit auf dem Werksgelände überwachen können.