von Thomas Wesser •
Aktuell gibt es Gerüchte über einen werbefinanzierten Videodienst von Amazon. Fernsehsender und Filmstudios sollen ihre Inhalte für Amazon bereitstellen und im Gegenzug an den Werbeeinnahmen beteiligt werden.
Amazon führt aktuell bereits Gespräche mit zahlreichen Fernsehsendern und Filmstudios. Es geht um eine mögliche Kooperation, in der die Produzenten Amazon Inhalte wie Filme und Serien zum Streaming überlassen und im Gegenzug einen Anteil der Werbeeinnahmen erhalten. Des Weiteren bietet Amazon an, dass der Konzern genaue Informationen über die Zusammensetzung des Publikums zur Verfügung stellt.
Amazon sieht das werbefinanzierte Videoangebot als eine Ergänzung zum kostenpflichtigen Dienst Prime. Beide Angebote sollen mit unterschiedlichen Inhalten parallel laufen. Als Quelle nannte adage.com Personen die Amazon sehr nahe stehen, also vermutlich Mitarbeiter oder Angestellte der möglichen Kooperationspartner.
Das Amazon Prime Programm für derzeit 69 Euro pro Jahr ermöglicht neben Zugriff auf Prime Video das Fernsehserien, Spielfilme und Dokumentationen bietet auch Nutzung weitere Dienste. Dazu gehört das Musikstreamingangebot Prime Music und Prime Reading, das Zugriff auf digitalisierte Bücher, Zeitschriften und Magazine umfasst. Das ursprüngliche Angebot von Amazon Prime, nämlich der kostenfreie Premiumversand ist ebenfalls in der 69 Euro erhalten. Prime Video bietet neben lizensierten Produktionen auch von Amazon selbst erstellte Inhalte, die dort exklusiv abgerufen werden können und natürlich werbefrei sind.
AdAge sieht ein werbefinanziertes Angebot als Alternative für Nutzer, die Videostreaming zum ersten Mal ausprobieren oder nur wenig nutzen und deshalb kein kostenpflichtiges Abonnement abschließen wollen. Außerdem können die Fernsehsender, die ständig Publikum an Netflix, Prime und Co. verlieren von dem neuen Vertriebsweg und den möglichen Werbeeinnahmen profitieren.
Das größere Angebot von Amazon Prime würde den Kampf um die Zuschauer jedoch noch verstärken. Neben Amazon haben sich noch weitere Firmen aus dem Tech-Bereich wie Apple, YouTube und Facebook als Konkurrenz zu klassischen Medienunternehmen positioniert. Obwohl Apple noch keine konkreten Pläne geäußert hat ist es deutlich zu sehen, dass der Konzern große Investitionen in diesem Bereich vernimmt. So hat sich Apple zuletzt gegen Netflix im Streit um eine neue Fernsehserie mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon erfolgreich behauptet.
Neben der Beteiligung an den Werbeeinnahmen soll Amazon gerüchteweise die Inhalteanbieter auch detaillierte Informationen über die Zuschauer bereitstellen. Außerdem sollen größere Produzenten eigene Kanäle erhalten, auf denen exklusiv ihre Inhalte laufen. Die Höhe der Beteiligung an den Einnahmen ist davon abhängig, wie viele Stunden Inhalte ein Anbieter Amazon überlässt.
Wall-Street-Analysten kamen zu dem Ergebnis, dass Amazon dieses Jahr bis zu 5 Milliarden Dollar für die Produktion eigener Inhalte ausgegeben hat. Das zusätzliche Angebot von externen Inhalten könnte in Zukunft zur Querfinanzierung teurer Eigenproduktionen dienen. Amazon hat geplant in Zukunft mit dem Drehbuchautor Robert Kirkman und dem Produzenten Seth Rogen weitere Inhalte herzustellen.