von Robert Klatt •
Im ersten kassenlosen Supermarkt der Welt ersetzt Totalüberwachung das Personal. Technische Probleme verzögerten die Eröffnung.
Amazon möchte auch den Einzelhandel revolutionieren. Der Onlinegigant erfindet dafür den Supermarkt neu und verzichtet dabei auf Kassen und Schlangen. Kunden nehmen was sie brauchen und gehen einfach ohne anzustehen raus. Nachdem Einkauf wird der Betrag einfach vom Amazon-Konto des Kunden abgebucht. Den ersten Supermarkt dieser Art können Kunden in Seattle ab Montag bei Amazon Go besuchen.
Die Eröffnung sollte eigentlich schon vor einem Jahr stattfinden. Aufgrund andauernder technischer Probleme in der Testphase musste Amazon den Termin mehrmals deutlich nach hinter korrigieren. Die Kunden werden während sie einkaufen durch eine Armada von Kameras und Sensoren überwacht mit denen Amazon genau erfasst, welche Produkte die Kunden im Laden einpacken.
Der Konzern hat bisher noch nicht bekanntgegeben ob noch weitere Amazon Go Supermärkte eröffnet werden. Da in die Entwicklung jedoch beträchtliche Summen geflossen sind, ist damit zu rechnen, dass Amazon die Technik noch an weiteren Standorten einsetzen wird. Mögliche Synergieeffekte, die Amazon durch die Übernahme der Lebensmittelkette Whole Foods im Juni 2017 nutzen könnte, werden vorerst jedoch ungenutzt bleiben. Amazon betonte mehrfach, dass das kassenlose System bei Whole Foods nicht eingesetzt werden soll. Es scheint so, als ob Amazon den ersten öffentlichen Amazon Go Markt als eine Art Test ansieht. Der nur 167 Quadratmeter große Laden ist im Amazon-Bürogebäude integriert.
Das die Technik noch nicht ganz einwandfrei funktioniert zeigte sich bereits im Betatest. Noch immer bereitet die automatische Personenerkennung im Supermarkt Probleme. Zusätzlich bereiten Kinder dem System Schwierigkeiten, indem sie Waren einpacken und dann an anderen Stellen wieder liegen lassen. Das System weiß dann oft nicht, welche Waren die Kunden wirklich aus dem Ladengeschäft mitgenommen haben. Neben dem technisch anspruchsvollen Überwachungssystem ist also vor allem die Kooperation er Kunden nötig um den fehlerfreien Betrieb sicherzustellen. Amazon setzt neben den Überwachungskameras auf in die Regale integrierte Wagen, die die entnommen Produkte erfassen sollen.
Kroger die größte Supermarktkette der USA hat aktuell noch einen Vorsprung beim kassenlosen Bezahlen. In 400 landesweit verteilten Läden können Kunden schon jetzt Waren per App scannen und bezahlen, ohne an einer Kasse anstehen zu müssen. Die Abbuchung der Rechnungssumme erfolgt ebenfalls online. Im Vergleich zu Amazon ist die verwendete Technik weniger komplex dafür aber auch nicht so komfortabel, da immer noch manuelles Einscannen nötig ist.