von Robert Klatt •
Da der Messaging-Dienst dem Urteil nicht folgen will, droht eine Sperre in Russland. Der Schlüssel würde alle Nachrichten sämtlicher Nutzer für den FSB öffnen.
Laut einem Bloomberg Bericht hat der oberste russische Gerichtshof ein vorinstanzliches Urteil bestätigt, dass den Messaging-Dienst dazu zwingt den zur Entschlüsselung benötigten Key mit dem FSB zu teilen. Die Beschwerde der gleichnamigen Messaging-App gegen die Entscheidung des Gerichts im Streit mit dem russischen Geheimdienst verlief daher nicht erfolgreich.
Telegram wurde nun durch die staatliche Regulierungsbehörde seines Heimatlandes angewiesen, den Schlüssel, der den Zugriff auf die komplette Kommunikation aller Telegram-Nutzer ermöglicht, innerhalb von 15 Tagen zu übermitteln. Außerdem muss der Betreiber ein Bußgeld in nicht genannter Höhe zahlen. Wenn der Messaging-Dienst nicht kooperiert und den Schlüssel weiter geheim hält ist es wahrscheinlich, dass in Russland eine vollständige Sperre folgt.
Pavel Durov, Firmengründer und CEO kündigt bereits via Threats to block Telegram unless it gives up private data of its users won't bear fruit. Telegram will stand for freedom and privacy.
Der Messaging-Dienst wird vor allen von Personen genutzt, denen Datenschutz und Privatsphäre sehr wichtig sind. Aufgrund der kompromisslosen Einstellung der Betreiber ist Telegram inzwischen aber auch bei Kriminellen und Terroristen beliebt. Außerdem werden häufig Falschmeldungen und Propaganda über den Dienst verbreitet.
Datenschützer sind gegenüber der Verschlüsselung von Telegram trotzdem kritisch eingestellt, da die Technologie es erlaubt Verschlüsselungsschlüssel beim Anbieter zu speichern. Auch der Kryptografie-Professor Matthew Green von der Johns Hopkins University verglich die von Telegram verwendete Verschlüsselung mit dem „Ausstechen eines Auges mit einer Gabel“.
Die Konkurrenz-Apps Signal und WhatsApp setzen seit einiger Zeit eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein. Im Gegensatz zu Telegram ist bei diesen Apps der Schlüssel nicht zentral beim Anbieter gespeichert und kann somit auch nicht herausgegeben werden, wenn eine Behörde oder ein Gericht dies anordnet.
In Russland sind alle Firmen dazu gezwungen, Daten russischer Nutzer auch im eigenen Land zu speichern. Diese gesetzliche Regelung soll es Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste erleichtern auf die Daten zuzugreifen. Das weitreichende Gesetz gibt dem Geheimdienst FSB umfassende Kontroll- und Zensurmöglichkeiten über das Internet. Er kann beispielsweise ohne Gerichtsurteil Seiten sperren, die sich weigern Kundendaten an ihn zu übermitteln.
Viele Firmen aus dem Westen halten sich ebenfalls an diese Gesetzgebung. Andere Firmen wie LinkedIn die dem repressiven russischen Regeln nicht folgen wollen sind inzwischen gesperrt.