Facebook sammelte jahrelang Anruflisten von Android-Smartphones

Facebook kann sich aktuell vor negativen Schlagzeilen kaum retten. Neben dem gigantischen Cambridge Analytica Skandal ist nun an die Öffentlichkeit gelangt, dass das soziale Netzwerk mehrere Jahre lange bei Nutzern von Android-Smartphones Metadaten über alle Anrufe und Textnachrichten erhoben hat. Laut einem Bericht des US-amerikanischen Magazins Ars Technica sind davon Nutzer betroffen, die es der Facebook-App erlaubt haben auf ihre Kontakte zuzugreifen. Android 4.1 Jelly Bean und älter umfasst in dieser Berechtigung auch den Zugriff auf SMS- und Anruflisten.

Herausgefunden haben dies mehrere Leser des Technik-Blogs, die von Facebook ihre gespeicherten Daten heruntergeladen und analysiert haben. Die Daten enthalten alle geführten Telefonate und empfangene und versendete SMS. Außerdem wurden die Gesprächspartner inklusive Telefonnummer, dem Datum, der Uhrzeit und der Dauer des Anrufs aufgezeichnet. Ars Technica verifizierte die Sammlung der Metadaten anhand des Mitarbeiters Sean Gallagher, der ebenfalls seine gespeicherten Daten von Facebook anforderte.

Google hat die Berechtigungen für den Kontaktezugriff im Juni 2012 überarbeitet und der Zugriff auf die von Facebook gespeicherten Metadaten ist in neueren Android-Version nicht weiter möglich. Es ist allerdings möglich, dass alte Android-Apps auch danach die Anruflisten ausgelesen haben, wenn sie noch über alte API-Versionen verfügten, die die neuen Berechtigungsrichtlinien umgehen konnten. Inzwischen hat Google den Support für die API jedoch eingestellt.

Ein Sprecher des sozialen Netzwerks erklärte gegenüber Ars Technica, dass „es die wichtigste Funktion von Apps und Diensten ist, die bei der Herstellung von Verbindungen helfen soll, ist es, das Auffinden von Menschen, mit denen Sie sich verbinden wollen, leicht zu machen. Es ist also eine weit verbreitete Praxis, bei der ersten Anmeldung bei einer Messaging- oder Social-App auf einem Telefon mit dem Upload der Telefonkontakte zu beginnen.“ Außerdem erklärte er, dass die Facebook-App auch ohne diesen Zugriff nutzbar war und dass der Zugriff nur erfolgte, wenn Nutzer die Berechtigung dafür gegeben hatten.

Facebook-Nutzer können die über sie gespeicherten Daten jederzeit herunterladen, wenn sie dieser Anleitung folgen. Das Archiv ähnelt einer Webseite und kann per Doppelklick auf die Datei index.html geöffnet werden. Es zeigt welche Kontakte mit dem Netzwerk geteilt wurden. Kontakte die man nicht länger mit Facebook teilen möchte, kann man auf dieser Webseite löschen lassen. Das soziale Netzwerk gibt jedoch nicht an, ob die Webseite auch Personen enthält die in den Anruf- und SMS-Metadaten aufgetaucht sind.