von Robert Klatt •
Die strengen Regeln rund um die .eu-Domain sollen deutlich gelockert werden. Dies ist möglicherweise eine Reaktion auf den Brexit.
Zuletzt war die Top Level Domain (TLD) .eu vor allen aufgrund des kommenden Brexits in der Diskussion. Nach derzeit geltendem Recht würden alle Unternehmen und Bürger des Vereinigten Königreichs ihre .eu-Domains verlieren, sobald Großbritannien nicht mehr Mitglied in der EU ist. Die EU-Kommission hat am vergangenen Freitag einen Vorschlageingebracht, der die strengen Nutzungsbedingungen der .eu-Domain etwas lockern soll. Dies soll vor allen dafür sorgen, die Einnahmen die die Domains der EU bringen anzukurbeln. Derzeit hat die Verwalterin der europäischen Top Level Domain (TLD) Eurid 3,8 Domains vergeben. Dies ist ein vergleichsweise kleiner Wert. In China wurden beispielsweise 21,4 Millionen .cn Domains registriert und auch im kleinen Deutschland liegt der Wert mit 16,3 Millionen vergebenen .de Domains weit höher.
Die aktuellen Regeln schreiben vor, dass nur Personen, Unternehmen und Organisationen .eu-Domains registrieren dürfen, wenn sie in einem EU-Mitgliedsstaat oder einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ansässig sind. Der Europäischen Wirtschaftsraum umfasst zusätzlich zu den 28 EU-Staaten auch noch Island, Liechtenstein sowie Norwegen. Der Vorschlag sieht vor, dass in Zukunft auch in bisher nicht erlaubten Drittstaaten .eu-Domains durch ausgewanderte EU-Bürger, Firmen und sonstige Organisationen registriert werden dürfen.
In einem Urteil des Europäische Gerichtshofs aus dem Jahr 2012 wurde die Entscheidung gefällt, dass Unternehmen nur dann eine Marke als .eu-Domain anmelden dürfen, wenn sie diese auch selbst nutzen und dazu noch einen Sitz innerhalb eines Mitgliedsstaates oder des EWR haben. Nichteuropäische Unternehmen konnten also bisher .eu-Domains nicht legal nutzen.
Eventuell möchte die EU-Kommission durch die Änderung die durch den Brexit wegfallenden .eu-Domains kompensieren. Der Brexit würde rund 317.000 .eu-Domains betreffen, was fast zehn Prozent des Domainbestands ausmacht. Der Preis der .eu-Domain soll in Zukunft trotzdem niedrig bleiben. Im Jahr 2007 wurde er durch die Eurid von zehn auf fünf Euro gesenkt.
Jüngst hat die EU-Kommission der .eu-Domain in einer Konsulations-Zusammenfassung zu der Reform einen "gesunden Marktanteil" innerhalb der EU und des EWR bescheinigt. Außerdem bestehen laut der EU-Kommission "exzellente Verbindungen" zu den 700 angeschlossenen Registrierungseinrichtungen. Besonders hervorgehoben wurde der vergleichsweise späte Markteintritt der .eu-Domain. Das Wachstum der .eu-Domain korreliert dabei mit der Industrie innerhalb der EU. Obwohl inzwischen rund 1300 neuen Top Level Domains auf den Markt gekommen sind, nimmt die .eu-Domain immer noch eine Führungsposition in Europa ein. Um dies auch in Zukunft sicherzustellen müssen weitere Änderungen die aktuell gute Wettbewerbsposition aber noch weiter verbessern.
Die EU-Kommission sieht daher vor zukünftig weitere Ideen durch Umfragen zu erhalten. Dies soll auch die Kunden aus dem privaten Sektor, der Zivilgesellschaft sowie von technischen Gemeinschaften und Organisationen stärker in die Entwicklung einbeziehen und Mitspracherechte für den Kurs der Domain schaffen. Basierend auf der "Multistakeholder-Prinzip" soll ein Beirat mit Interessensvertretern geschaffen werden. Dieser soll vor allen die EU-Kommission beraten und die Domain verbessern.