von Robert Klatt •
Steigende Ethereum und Bitcoin Preise sorgen für kreative Miningmethoden. Ein Tesla-Besitzer hat 16 Grafikkarten in seinem Auto verbaut, um den kostenlosen Strom am Supercharger zu verwenden.
Bitcoin hat vor kurzem die 10.000 US-Dollar Marke geknackt und auch der Kurs für Ethereum steigt ständig an. Die hohen Gewinnaussichten sorgen ständig für neue kreative Mining-Methoden wie zum Beispiel den Missbrauch von Webseitenbesuchern über den wir bereits berichtet haben. Vor kurzem zeigte ein Tesla-Besitzer wie er den kostenfreien Strom der Supercharger für das Mining verschiedener Kryptowährungen einsetzt.
Besitzer älterer Tesla-Modelle können ihre Autos ohne zu bezahlen beliebig oft an Superchargern aufladen. Der Autokonzern trägt die gesamten Energiekosten, was in der Theorie hohe Gewinne beim Kryptomining verspricht. Aus diesem Grund hat ein Mitglied der Facebook-Gruppe "Tesla Owners Worldwide" seinen Luxuswagen modifiziert. Ein von ihm veröffentlichtes Foto zeigt, vier Mainboards mit jeweils vier Grafikkarten die im Kofferraum verbaut wurden. Um die Installation sicher transportieren zu können, hat der Besitzer die Hardware auf mehreren Holzplatten befestigt, die ohne weitere Gehäuse auf dem Boden des Kofferraums liegen.
Aufgrund der steigenden Schwierigkeit beim Kryptomining und dem daraus resultierenden hohen Stromverbrauch, rentiert sich Mining aktuell fast nur noch in Staaten die aufgrund von Regulierungen sehr niedrige Strompreise haben wie zum Beispiel Venezuela und China. Ob die kostenfreie Energie des Superchargers ausreicht um damit hohe Gewinne zu erzielen lässt sich nur abschätzen.
Daniel Oberhaus Redakteur beim Magazin Motherboard stellte dazu folgende Berechnung auf die einbezieht, dass der verbrauchte Strom nicht bezahlt werden muss. Neue Tesla-Kunden erhalten pro Jahr an den Superchargern 400 Kilowattstunden kostenfrei, Altkunden können unbegrenzt viel Strom kostenfrei für das Aufladen ihres Akkus verwenden. 400 Kilowattstunden würden ausreichen, um die Mininghardware für etwa eine Woche zu betreiben.
Laut Oberhaus verbraucht jede der auf dem Bild sichtbaren GPUs 150 Watt pro Stunde. Bei 16 verbauten Karten liegt der Stundenverbrauch damit bei insgesamt 2,4 Kilowatt pro Stunde oder 57,6 Kilowattstunden pro Tag. Je nach verbauten Akku hat das Tesla Model S eine Kapazität von 70 bis maximal 100 Kilowattstunden. Der für das Mining verwendete Strom sorgt dafür, dass die Reichweite des Autos stark sinkt. In der Praxis ist es also neben dem Mining kaum noch benutzbar.
Die hohe Abwärme der Grafikkarten dürfte außerdem dafür sorgen, dass die Temperatur im Auto zu stark ansteigt um es noch zu fahren. Vermutlich wurde das Auto daher nur am Supercharger aufgeladen, dann bewegt und an einem festen Standort das Mining gestartet. Durch den beim Fahren verbrauchten Strom sinkt natürlich die Effizienz des Mining weiter. Eine Kilowattstunde Strom reicht bei durchschnittlicher Fahrweise beim Model S für rund drei Meilen (4.8 Kilometer).
Die verbauten Grafikkarten kommen insgesamt auf eine geschätzte Leistung von 20 Megahashes pro Sekunde. Die verwendete Hardware lässt darauf schließen, dass Ethereum-Mining mit dem Tesla betrieben wird. Bitcoin benötigt zum effektiven Mining andere Hardware, die speziell dafür optimiert wurde.
Motherboard hat berechnet, dass bei dauerhaftem Mining und dem aktuellen Ethereum-Kurs pro Tag 23 US-Dollar Gewinn erzielt werden können. Die Gesamteinnahmen pro Monat lägen also bei etwa 675 US-Dollar, wovon natürlich noch Steuern abgezogen werden müssen. Zusätzlich muss die Mininghardware, die mehrere Tausend Dollar gekostet hat, erst refinanziert werden. Bei Kunden die Supercharger in der Vergangenheit massiv ausgenutzt haben, kam es in der Vergangenheit bereits zu Beschwerden des Herstellers. Es könnte also passieren, dass der Besitzer bei exzessiven Mining die Supercharger Privilegien entzogen bekommt.