E-Book-Portal Gutenberg.org mit Geoblockade gegen deutsche IPs

Das bereits seit dem Jahr 1971 bestehende Project Gutenberg ist seit wenigen Tagen aus Deutschland nicht mehr erreichbar. Es handelt sich bei Projekt Gutenberg um eine digitale Bibliothek, die von freiwilligen Helfern erstellt und erweitert wird. Der Zugang und das Downloaden der Bücher ist kostenfrei und das Projekt umfasst inzwischen mehr als 50.000 Werke, die hauptsächlich auf Englisch vorliegen. Die meisten der bei Project Gutenberg hochgeladenen Werke sind nach US-Recht gemeinfrei, können also ohne gegen das Urheberrecht zu verstoßen über das Internet verbreitet werden. Einige der Werke sind noch geschützt, die Autoren haben in diesen Fällen jedoch die zugestimmt, dass ihre Werke über der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden dürfen.

Die Gemeinfreiheit beginnt in Deutschland 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Da in den USA andere Fristen gelten sind Werke die in Deutschland noch urheberrechtlich geschützt sind dort bereits gemeinfrei.

Es gibt allerdings auch ein deutschsprachiges Partnerprojekt, das bei Spiegel Online gehostet wird. Da keine direkte Verbindung zum US-Portal besteht, können auch deutsche Nutzer dort weiterhin kostenfrei E-Books beziehen.

Klage vor dem Landgericht Frankfurt am Main

Ein Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main hat nun zur Folge, dass der Zugang für Nutzer mit deutschen IPs blockiert wurde. Wie die Project Gutenberg Literary Archive Foundation erklärte ging es in dem Streit um 18 verschiedene Werke, die in den USA bereits gemeinfrei sind in Deutschland aber noch dem Urheberrecht unterliegen. Die Verbreitung der Werke von Heinrich Manns, Thomas Manns und Alfred Döblin soll somit die Rechte des S. Fischer Verlags verletzt haben, der gegen das Projekt klagte. Der Verlag forderte, dass die entsprechende Werke aus der digitalen Bibliothek gelöscht werden. Der S. Fischer Verlag wurde in dem Rechtsstreit von der Kanzlei Waldorf Frommer vertreten, die in der Vergangenheit durch Abmahnungen aufgrund von Filesharing einen zweifelhaften Ruf erlangte.

Laut dem Verlag hat sich das Project Gutenberg mit den Werken konkret an deutsche Nutzer gerichtet, da die Werke auf Deutsch und nicht auf Englisch vorlagen. Das Portal kündigte bereits an, dass sie das Urteil anfechten werden. Sie sind der Ansicht, dass deutsche Gerichte in ihrem gar nicht zuständig sind, da es sich um ein US-Projekt handelt, das auch dort gehostet wird.

Da die Betreiber von Project Gutenberg die Werke nicht aus Archiv löschen wollten, wurde der Zugriff aus Deutschland vollständig gesperrt. Die Seite kann zwar noch aufgerufen werden, beim Abruf eines E-Books kommt jedoch die Speermeldung. Solange sich die rechtliche Situation nicht ändert, soll diese Maßnahme bestehen bleiben. Technisch wurde die Blockade auf IP-Ebene durch die Maxmind GeoIP Datenbank umgesetzt. Aktuell können Nutzer die über eine IPv6 Adresse im Internet unterwegs sind auch aus Deutschland noch auf das Archiv zugreifen. Da dem Project bei Missachtung des Urteils jedoch bis zu 250.000 Euro Strafe drohen ist damit zu rechnen, dass auch diese Zugangsmöglichkeit bald nicht mehr vorhanden sein wird.