von Robert Klatt •
Selbst iPhone ohne Google Chrome senden im Durchschnitt 0,73-mal Daten pro Stunde an Google. Am meisten Nutzerdaten erheben jedoch Android-Smartphones.
Laut einer Studie der Vanderbilt University, die im Auftrag des Branchenverbands Digital Context Next angefertigt wurde, soll Android bis zu zehnmal mehr Nutzerdaten sammeln als iOS. Nutzerdaten von Android-Smartphones sollen laut der Studie 40,2-mal pro Stunde abgefragt werden, bei iPhones sind es rund 4,2 Abfragen pro Stunde.
Auch die jeweils abgefragten Daten unterscheiden sich zwischen den beiden mobilen Betriebssystemen stark. Google fragt mit 35 Prozent Anteil am meisten Standortorten der Android-Smartphones ab. 24 Prozent der Abfragen beziehen sich auf Geräte-Uploads und 18 Prozent der Abfragen stehen im Zusammenhang mit dem Google Play Store. Apple fragt mit 46 Prozent vor allem Nutzerdaten über Geräte-Uploads an, Standortdaten tragen nur einen Anteil von einem Prozent.
Im Schnitt übertragen iPhones pro Tag 0,63 MByte Nutzerdaten täglich an die Apple-Server. Google erhält pro Tag rund 4,4 MByte pro genutztem Android-Smartphone.
Die Studie wurde unter Leitung von Douglas Schmidt, Professor für Informatik an der Vanderbilt University entwickelt. Sie beinhaltet einen typischen Nutzungstag, einer neuen SIM-Karte und einem neuen Google-Account.
„Google sammelte Daten zu unterschiedlichen Aktivitäten, wie beispielsweise den Standort des Nutzers, die zurückgelegten Wege und die angehörte Musik. Überraschenderweise hat Google mehr als zwei Drittel der Informationen passiv gesammelt oder abgeleitet. Am Ende des Tages erkennt Google die Interessen der Nutzer mit erstaunlicher Präzision.“
Während der Studie lief sowohl auf Android- als auch auf iOS-Smartphones der Google Browser Chrome permanent im Hintergrund. Er soll laut Schmidt eine entscheidende Rolle bei der Datensammlung spielen, da auch ohne Nutzung ständig Daten über Chrome an die Google Server gesendet werden.
„Unsere Experimente zeigen, dass ein ungenutztes, stationäres Android-Handy (mit aktivem Chrome im Hintergrund) 340 Mal während Ortsinformationen innerhalb von 24 Stunden an Google gesendet hat. Tatsächlich haben die Standortinformationen damit einen 35% Anteil aller an Google gesendeten Datenproben.“
Überraschenderweise erhält Google auch Daten von iPhone-Nutzern, die kein Chrome verwenden. 0,73 Abfragen sollen durchschnittlich pro Stunde von Google erfolgen, die sich zu 75 Prozent auf Online-Werbung beziehen, die über Google-Dienste auf iPhones ausgespielt wurde. Google erhält so pro iPhone rund 0,76 MByte Daten täglich. Apple selbst erhebt „nur“ 0,63 MByte Daten pro Tag.
Die Studie kommt zu dem Fazit, dass „ein großer Teil der Daten durch Google erhoben wird, während Nutzer nicht aktiv ein Produkt des Unternehmens nutzen“. Grundsätzlich sind diese Daten zwar anonym, Google kann jedoch andere Daten aus ihren Beständen nutzen und mit deren Kombination eine De-Anonymisierung der Daten erreichen.